Geschichte der Johanneskirche

Im Folgenden einige Informationen rund um die St. Johannes Kirche Zautendorf.

Die Zeilen sind einem Faltblatt entnommen, welches in der Kirche für Besucher ausliegt. Verfaßt wurden sie von Pfarrer Walter Steinlein im Mai 2003.
 

Geschichtliches

Kapelle - Kirche

Ursprünglich war die St. Johannes Kirche wohl eine dem heiligen Burkhard gewidmete Kapelle, denn daran erinnert der noch heute begangene Kirchweihtermin der Gemeinde am jeweils zweiten Sonntag im Oktober (nicht zu verwechseln mit der "Kärwa", die wird in Zautendorf immer am dritten Sonntag im Juli gefeiert). Doch bereits im Jahr 1490 ist die Kirche in Zautendorf in einer Urkunde als "St. Johanns Kirchen" benannt, nach Johannes dem Täufer. Dieser galt damals als Schutzheiliger der Bauern, Gastwirte, Hirten, Zimmerleute, Weber und sollte angeblich vor Kinderkrankheiten und Hagel schützen.

Als der Nürnberger Burggraf Friedrich VI. (= der spätere Kurfürst und Markgraf Friedrich I.) im Jahre 1409 das Kloster Langenzenn gründete, wird mit den zum Kloster gehörenden Gotteshäusern bereits eine Kapelle in Zautendorf genannt. Der Ortsname selber ("Sauckendorf, Zaudendorf, Saudendorf") deutet auf slawischen Ursprung hin.

Die ursprüngliche Kapelle (s.o.) wurde vermutlich im Jahr 1591 zur Kirche mit festem Wehrturm erweitert. Darauf weist eine hinter dem östlichen Turm-Zifferblatt eingemeißelte Jahreszahl (Abguss am Treppenaufgang zu Kanzel und Orgel im Turm). Deshalb feierte die Gemeinde im Jahr 1991 das 400-jährige Bestehen der Johanneskirche.

Der erste evangelische Gottesdienst wurde in der St. Johannes Kirche in Zautendorf am zweiten Sonntag in der Passionszeit (Reminiscere) im Jahr 1533 gefeiert, nachdem Markgraf Georg der 'Fromme' (1527-1543) in seinem Fürstentum Ansbach der Reformation zum Durchbruch verholfen hatte.

Die Pfarrei Zautendorf gehörte in dieser Zeit zum damals bestehenden evangelischen Dekanat Langenzenn.
 

Dreißigjähriger Krieg

Einen großen Einbruch in der Geschichte auch der Zautendorfer Gemeinde brachte der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) mit seinen schlimmen Folgen für die Menschen und die damalige kirchliche Ordnung. Er ließ die Gemeinde völlig verarmt zurück, dennoch hat sie unter großer Opferbereitschaft ihr Kirchlein erhalten. Das älteste Kirchenbuch von 1605 bis 1661, dessen Abschrift sich im Pfarramt befindet, gibt mit seinen lückenhaften Einträgen voll schlimmer Geschehnisse Zeugnis aus dieser Zeit.

Markgraf Georg Friedrich der Jüngere (1694-1703), beseitigte die ärgsten Nachwirkungen des Dreißigjährigen Krieges und gliederte Zautendorf von Langenzenn ab. Er ernannte die Gemeinde mit ihren seit alters dazugehörigen Ortschaften Deberndorf, Rütteldorf und Vogtsreichenbach im Jahre 1700 zur selbständigen Pfarrei. Da sich jedoch kein Geistlicher auf Dauer auf die sehr schlecht bezahlte Stelle meldete, blieb sie lange Zeit von der Pfarrei Seukendorf mitversorgt.
 

Freiherr von Diemar

Ein großer Gönner war Generalfeldmarschall Ernst Hartmann Freiherr von Diemar. Er war ein frommer Mann und mit ihm erlebte die Gemeinde eine Blütezeit. Er residierte im 18. Jahrhundert auf seinem Erbsitz, dem von ihm prachtvoll mit zwei Seitenflügeln erweiterten Schlösschen in Deberndorf und kümmerte sich sehr um die Zautendorfer Kirche. Auf eigene Rechnung ließ er für "seine Deberndorfer" eine zusätzliche Empore einbauen und verhalf der Gemeinde zu einer neuen Kanzel und einem neuem Altar. Als er 1754 starb, wurde er hier in der Kirche beigesetzt. Eine Gedenkplatte auf dem Fußboden zwischen Taufstein und Altar und eine Gedenktafel (in der Sakristei) erinnern an ihn.

Vom Deberndorfer Schloß stehen heute nur noch zwei Säulen. Es stand zum Verkauf, ein Geschäftsmann kaufte es im Jahr 1862 und benutzte es als Steinbruch; er hatte die fixe Idee, dort wäre ein Schatz eingemauert und ließ es Stein um Stein abtragen. Den Schatz hat er nicht gefunden, und vom Schloss gibt es heute nur noch einige Bilder.
 

Renovierung

Im Jahr 1835 wurde die Kirche umfassend renoviert (1824 berichtete der damalige Pfarrer, die Kirche sei wie ein ,nasser Keller' und die Sakristei gleiche einer ,Totengruft') und erhielt ihre heutige Gestalt einschließlich der halbrunden Altarwand. Das Dach wurde gehoben, die zweite Empore eingebaut und die Fenster wurden vergrößert.
Sie blieb dann über 140 Jahre unverändert, mit Ausnahme der 1892 eingebauten Orgel. Im Jahre 1967 (Kirchendach), 1976 und dann nochmals vor dem Kirchenjubiläum 1990 wurden erneut Instandsetzungsarbeiten durchgeführt und neue zum Kirchenraum passende Leuchten angebracht.

Der die Kirche seit 1606 umgebende Gottesacker wurde im Jahr 1976 aufgelassen. Ein 1988 gestifteter Gedenkstein vor der Kirche erinnert daran. Der von der Marktgemeinde unterhaltene neue Friedhof befindet sich seit 1953 außerhalb der Ortschaft an der Straße nach Deberndorf bzw. Vogtsreichenbach.
 

Pfarrstelle

Die Pfarrei Zautendorf wurde im Jahre 1810 mit der Schlosspfarrstelle von Cadolzburg verbunden. Seither ist der Pfarrer der II. Pfarrstelle Cadolzburg zugleich Pfarrer für die Kirchengemeinde Zautendorf.

Die Pfarrwohnung und das Zautendorfer Pfarramt befinden sich daher nicht in Zautendorf selbst oder in einem der Dörfer, sondern in Cadolzburg in der Burganlage - Burghof 5.
 

Der Kirchenraum der St. Johannes Kirche

Er ist im sog. "Markgrafenstil" errichtet. In der nach der Mittelachse ausgerichteten Anordnung von Taufstein, Altar, Kanzel und Orgel (übereinander) ist der Glaubensweg des Christen dargestellt: Mit der Taufe beginnt das Christsein. Wer getauft ist (und konfirmiert), darf das Altarsakrament empfangen (Hl. Abendmahl) am Tisch des Herrn (Altar). Christus aber ist gegenwärtig in Wort und Sakrament, deshalb befindet sich die Kanzel über dem Altar.

Aus der Predigt des Wortes Gottes kommt der Glaube. Und im Lied, begleitet von der Orgel, antwortet die Gemeinde lobend auf Gottes Taten. Die sog. Markgrafenkirchen drücken in ihrem Baustil das evangelische Grundprinzip vom Priestertum aller Gläubigen aus.
 
  • Der Taufstein ist wohl eine handwerkliche Arbeit aus der hiesigen Gegend und stammt aus der Zeit des Frühbarock.
  • Das Altarbild ist der älteste Gegenstand in der Kirche. Es wurde im Jahr 1691 gestiftet und zeigt die Beweinung Christi.
  • Die Kreuzigungsgruppe über der Kanzel mit dem Jünger Johannes und Maria ist eine fränkische Arbeit aus dem 17. Jahrhundert.
  • Die Orgel ist ein Werk der Nürnberger Orgelbaufirma Strebel. Sie besitzt ein Manual und neun Register. Im Jahre 1892 wurde sie eingebaut und 1990 grundlegend überholt. Die Prospektpfeifen (vordersten Pfeifen) wurden in Zinn erneuert.
  • Die Mittelempore ziert ein rundes Fenster mit Glasmosaik, das folgende Inschrift trägt: "1889. Gestiftet v. Joh. Georg Weghorn v. Vogtsreichenbach."
  • Die Wandbilder vor dem Altarraum links und rechts aus dem Jahr 1850 zeigen Philipp Melanchthon und den Reformator Martin Luther.


Das Gebäude neben der Kirche, das frühere Dorfschulhaus, wurde nach Auflassung der Schule von der Kirchengemeinde erworben und wird als Gemeindehaus genutzt. In ihm befinden sich zwei Mietwohnungen (eine davon HausmeisterInnenwohnung) und mehrere Räume für die Gemeindearbeit.

Mai 2003,
W. Steinlein [Text inzwischen teilweise verändert.]

zurück zur Übersicht